Mein Weg in die freiberufliche Seminartätigkeit

Mit dem Warten ist das so eine Sache …
Zuerst konnte ich es kaum erwarten, dass meine Rentenzeit beginnt. Dann musste ich bedingt durch Corona warten, bis es überhaupt wieder möglich war, sich mit Menschen in Gruppen zu treffen und Seminare durchzuführen. Ich wollte neben meiner Rente freiberuflich tätig sein, Seminare im Rahmen von Erwachsenenbildung anbieten, die thematisch mit dem Übergang vom Erwerbsleben in den neuen Lebensabschnitt Rentenzeit zu tun haben. So war meine Vorstellung.

Doch die Erfahrungen, die ich tatsächlich machte, gingen in eine ganz andere Richtung. Die Anmeldungen für die Seminare blieben aus, ich hatte keine positive Resonanz auf meine Angebote. Dass hatte ich nicht erwartet, ich war enttäuscht und irritiert. Es war eine echte Herausforderung, mich auf eine unerwartete Zeit des Nichtwissens, wie es für mich mit dem Tätigsein und Geldverdienen weitergehen könnte, einzulassen. Neue Ideen ließen auf sich warten.
Aber ein Bedürfnis stellte sich ein: ich wollte mich gerne mit anderen austauschen, die sich auch mit dem Thema Geld verdienen neben der Rente und die eigenen Vorstellungen realisieren, auseinandersetzten. Zum Glück kannte ich schon die Mäuse für Ältere und nahm die Möglichkeit zu den Gesprächskreisen zu gehen, wieder auf. Mir begegneten Menschen, die auch mit schwierigen Situationen in der Umsetzung ihrer Ideen in der Rentenzeit zu kämpfen haben. Ich empfand es sehr hilfreich, von unterschiedlichen Erfahrungen zu hören, den eigenen Blickwinkel zu erweitern und zu neuen Erkenntnissen zu kommen.

Rentenzeit ist ein großer Freiraum und auch ein Erfahrungsraum, wo jeder vor neuen Herausforderungen steht. Wenn ich jetzt freiberuflich tätig sein möchte, nach jahrzehntelangem Arbeiten im Angestelltenverhältnis, dann muss ich mich mit Gegebenheiten auseinandersetzen, die mir noch nicht vertraut sind. Eben auch abwarten und lernen, den Dingen ihre Zeit zu lassen. Es kann sich aber auch auszahlen, die Zeit des Wartens neu zu füllen, mit Aktivitäten, die ich noch nie zuvor gemacht habe. Warum nicht etwas in den Zentren 60+ ausprobieren wie einen Literaturkreis, Kreatives Gestalten, meine Englischkenntnisse aufzufrischen oder kreatives Schreiben kennenlernen?

Mein Fazit heute: Wenn etwas nicht so läuft wie geplant, können sich andere Dinge entwickeln, die viel Freude machen und das Rentnerdasein bereichern. Dennoch die ursprüngliche Idee nicht aufgeben, vielleicht ist die Zeit dafür noch nicht gekommen oder es muss nur an einigen kleinen Stellschrauben gedreht werden.

So war es bei mir: ich bekam überraschend eine Anfrage für ein Seminar in einem Bereich (Hospizarbeit, Seminare für Ehrenamtliche), den ich eigentlich mit dem Ende meiner Berufstätigkeit abgeschlossen hatte. Doch jetzt, nach fast 3 Jahren Abstand, hatte ich große Lust, meine Kompetenzen und Erfahrungen, meine Schätze quasi, wieder herauszuholen. Es ist eine unerwartete Wendung, die große Freude in mir auslöst.
Ich erlebe jetzt, dass mein Weg in die freiberufliche Seminartätigkeit in kleinen Schritten weitergeht, wenn auch anders als erwartet.

Brigitte Germeroth – www.sinnfarben.de

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